Fundstücke aus dem Bildarchiv des Badischen Landesmuseums Außenstelle Südbaden / Landesstelle für Volkskunde in Staufen

Das Bildarchiv der Landesstelle für Volkskunde in Staufen beherbergt rund 400.000 Bildträger. Sie gehören zu Fotograf*innennachlässen, Fotosammlungen von Heimatforschenden oder zu thematischen Bild- und Postkartensammlungen; rund 12.000 Fotografien sind Eigenproduktionen der Landesstelle von ihren Anfängen bis heute. Von diesem Bestand sind mittlerweile circa 15 Prozent in der museumseigenen Datenbank inventarisiert und als Digitalisate erfasst.

Um Dokumentation und Publikation unserer Bildbestände voranzutreiben, beteiligte sich die Außenstelle Südbaden des Badischen Landesmuseums/Landesstelle für Volkskunde in Staufen von März 2020 bis Februar 2023 am grenzüberschreitenden INTERREG-Projekt „Die Dreiländersammlung – ein neues Sammlungsdepot zur grenzüberschreitenden Nutzung für Tourismus, Bildung und Forschung“, wofür eine 40%ige Dokumentar*innenstelle für drei Jahre geschaffen werden konnte.

Dafür werden die noch nicht digitalisierten Bestände des historischen Bildarchivs gesichtet, um, so die Projektvereinbarung, 4200 Fotografien mit Motiven aus Frankreich (Schwerpunkt Grand Est), der Schweiz (Schwerpunkt Nordwestschweiz) und Deutschland (Schwerpunkt Oberrheinraum in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz) zu digitalisieren, zu inventarisieren und sie dann über den museumseigenen Digitalen Katalog und die open-Source-Seite „Leo-BW“ frei zugänglich zu machen und bis zum Projektende im März 2023 mit der Homepage des Dreiländermuseums zu verknüpfen.

Bei dieser Durchsicht stoßen wir ab und zu auf Fotografien – nicht nur aus dem oben eingegrenzten Gebiet -, die uns besonders ins Auge fallen. Sei es, weil uns das Dargestellte selten, unbekannt, banal, interessant, witzig, kurios, lehrreich, schräg oder als Fotografie besonders gelungen erscheint. Danach beginnt die eigentliche Recherchearbeit: Kennen wir den/die Fotograf*in und/oder Ort und Zeit der Aufnahme? Hat der/die Fotograf*in Informationen zum Fotomotiv hinterlassen? Was ist auf dem Bild zu sehen? Was sagt uns das Foto heute?

Von diesen – absolut subjektiv – ausgewählten Motiven haben wir von November 2021 bis Februar 2023 pro Monat ein Foto auf dieser Seite eingestellt. Die Galerie mit allen Monats-Fundstücken finden Sie weiter unten auf der Seite. Außerdem haben wir alle Fundstücke jetzt auch in einem Booklet gesammelt!

Die Fundstücke aus dem Bildarchiv der Landesstelle Volkskunde Staufen, die bisher hier auf dieser Seite präsentiert wurden, sind jetzt in einem Booklet gesammelt! Blättern Sie sich durch!
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Fundstück Februar 2023: „Zwei Elsässerinnen mit Zeitung“, Grand-Est

Fotografie: Felix Schuster; Schwarzweißfotografie, Negativ-Glasplatte (9×12); ©Badisches Landesmuseum, Außenstelle Südbaden, Inventarnummer: BA 92/1876

Schnappschuss oder Pose? Neugierig und gut gelaunt blicken zwei gleich gekleidete Frauen – sie tragen lange Trägerröcke, weiße Blusen und Strohhüte – in eine Zeitung, die Straßburger Post. Die eine Frau hält die Zeitung in beiden Händen und scheint zu lesen, die andere blickt ihr über die Schulter. Sie stehen vor einem sie überragenden, hölzernen Lattenzaun. Im Hintergrund ist ein Haus zu sehen. Bei der Bekleidung könnte es sich um Arbeitstracht oder auch nur Gartenkleidung handeln.

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Fundstück Januar 2023: "Frauengold", 1950er Jahre

Fotografie: Erich Lammel, Farbdia (6×6), 1950er Jahre, ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2013/239-07

Schaufensterauslage der Schwarzwald-Drogerie von Erich Lammel in Kirchzarten, Bahnhofstraße 7, mit Werbung für Nahrungsergänzungsmittel wie „Frauengold“ und „Klosterfraumelissengeist.“ „Durch Frauengold wirst Du glücklich gemacht – und glücklich machen!“ war ebenso ein Werbespruch der Firma Homoia für ihr Produkt wie „Frauengold schafft Wohlbehagen – wohlgemerkt an allen Tagen!“

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Fundstück Dezember 2022: "Frohes Weihnachtsfest!" – Weihnachten im Krieg, versendet: zwischen 1914-1917

Bildpostkarte (kolorierte Schwarzweißfotografie; Drucktechnik), Sammlung Steinhäuser ©Badisches Landesmuseum, Außenstelle Südbaden, Inventarnummer: BA 2012/880

Die Bildpostkarte zeigt eine Frau in Pelz, mit ausladendem Hut, langem, karierten Rock sowie Spitzen an Ärmel und Hut. Sie steht seitlich, blickt die Betrachtenden aber lächelnd an und ist voll bepackt mit großen, mit Tannenzweigen geschmückten Geschenken. Über der Frau steht der Schriftzug „Frohes Weihnachtsfest“, das W erinnert in der Gestaltung an eine Harfe. Ihre Füße und der gesamte untere Bildrand sind von einem collageartig eingefügten Tannenzweig bedeckt. Über das Bild wirbeln Schneeflocken. Ein runder Lichtkegel erhellt die Abgebildete und macht in Ansätzen einen verschneiten Winterwald vor dunklem Hintergrund sichtbar.

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Fundstück November 2022: Allerheiligen/Allerseelen im Simonswälder Tal um 1950

Fotografie: Alwin Tölle, Schwarzweißdia Mittelformat (6×6), ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2004/2108

Zwei junge Frauen verhüllen oder schmücken auf einem Friedhof im Simonswälder Tal ein Grabkreuz mit einem weißen filigranen Flor (Tuch). Allerheiligen am 1. November ist der Feiertag an dem der Heiligen gedacht wird, und Allerseelen am darauffolgenden Tag ist dem Gedächtnis der Verstorbenen und der „armen Seelen“ im Fegefeuer gewidmet. Beides sind katholische Totengedenktage und Allerheiligen ist in Deutschland ein Feiertag. Er vereint inzwischen beide Aspekte des Gedenkens in sich, denn es ist Brauch, für Allerheiligen die Gräber zu schmücken und auch bei einem Friedhofsbesuch am Feiertag die sogenannten Allerseelenlichter zu entzünden und ein Gebet für die verstorbenen Angehörigen zu sprechen.

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Fundstück Oktober 2022: An Halloween im Europapark in Rust, 2001

Fotografie: Eigenproduktion BLM Außenstelle Südbaden/Landesstelle für Volkskunde; Farbdia, ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2001/993

Die Fotografie entstand während eines Betriebsausflugs der Landesstelle für Volkskunde Freiburg in den Europapark Rust am 31.10. 2001.  Der Europapark wurde im Sommer 1975 als Freizeit- und Themenpark eröffnet und ist seither in seiner räumlichen Ausdehnung, seiner Ausstattung, seinen Themenbereichen und in der Zahl seiner Besucher kontinuierlich gewachsen. Seit vielen Jahren dreht sich im Herbst im Europa-Park mehrere Wochen lang alles um das Thema Halloween, das in der Halloween-Party am 31.10. seinen Höhepunkt erreicht.

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Fundstück August und September 2022: Ruhebank bei Oberseebach im Elsass, 1975

Fotografie: Werner Stief, Heidelberg; Schwarzweißdia, Mittelformat; ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2016/75-127

Die steinere Ruhebank aus Vogesensandstein von 1854 steht bei Oberseebach neben der Straße Richtung Hunspach. Die ersten dieser Ruhebänke entlang der Landstraßen im Elsass wurden bereits 1811 auf Initiative eines Präfekten im Unter-Elsass zum Gedenken an die Geburt des Sohnes von Napoleon Bonaparte errichtet. Die Elsässer nannten bzw. nennen sie deshalb „Nabele Bänk“ (Napoleonsbank – bancs de Napoléon).

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Fundstück Juli 2022: Im Damenbad (Lorettobad) in Freiburg im Breisgau, Sommer 1929

Fotografie: Annemarie Brenzinger, Freiburg im Breisgau; Stereophotographie; ©Badisches Landesmuseum, Außenstelle Südbaden, Inventarnummer: BA 96/493

Ein Mädchen und ihre Erzieherin beim Schwimmen im Damenbad des Lorettobads in Freiburg. Das Schwimmbad am Fuße des Lorettobergs im Stadtteil Wiehre ist das älteste Familienfreibad Deutschlands. Bei seiner Eröffnung 1841 war es das erste Schwimmbad der Stadt. Anfangs war es Männern vorbehalten, dort zu schwimmen. Im Winter wurde in den Becken Eis gewonnen, das in den Stollen des Lorettobergs gelagert wurde. Gespeist wurde das Bad mit Wasser aus dem Hölderlebach, das in einem Vorbecken erwärmt wurde. 1886 kam dann als Erweiterung ein Damenbad hinzu. Die Geschlechtertrennung beim Schwimmen wurde bis 1936 aufrechterhalten. Von da an war das Herrenbad offen für alle. Doch das Damenbad blieb weiterhin Frauen vorbehalten. Noch heute dürfen sich dort nur Frauen aufhalten. Vom Damenbad aus kann man in den Familienbereich wechseln, jedoch nicht umgekehrt. Es ist das einzige Schwimmbad in Deutschland, das noch ein separates Bad ausschließlich für Frauen hat.

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Fundstück Juni 2022: Baumbesetzung im Langmattenwäldchen in Freiburg, Rieselfeld

Fotografie: Matthias Möller, Freiburg im Breisgau; Digitale Fotografie; ©Badisches Landesmuseum, Außenstelle Südbaden, Inventarnummer: BA 2022/1-113

Leben und Protest im Wald: Sitzgelegenheiten gruppieren sich um einen Tisch auf dem Waldboden, an einem Baum befinden sich mit einer Leiter verbundene Plattformen und zwischen den Ästen ist ein Transparent mit der Aufschrift „Solidarität mit allen Waldbesetzungen“ gespannt.

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Fundstück Mai 2022: Frühjahrsputz in Calw um 1950

Fotografie: Alwin Tölle, Schwarzweißnegativ, Mittelformat (6 x 6 cm); ©Badisches Landesmuseum, Außenstelle Südbaden, Inventarnummer: BA 2004/4274

Zwei Frauen in Calw beim Putzen abgehängter Fensterläden am Oberen Marktbrunnen. Im Hintergrund steht ein VW Käfer sowie ein dreirädriger Tempo-Kleinlaster, um den sich eine Gruppe neugieriger Kinder versammelt hat.

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Fundstück April 2022: Kolonialwarengeschäft von E. Wirthwein, Henfstädt 1935

Fotografie: Werner Stief, Henfstädt; Schwarzweißdia, Mittelformat; ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2016/8-59

„Henfstädt, ‚Eck‘ am Kaufladen“ – diese Beschreibung findet sich in dem Inventarbuch des Fotografen Werner Stief zu dem 1935 von ihm aufgenommenen Schwarzweißdia. Während das Motiv für den Fotografen ‚einfach nur‘ ein Kaufladen in der kleinen Thüringer Gemeinde war, sind heute die Spuren kolonialer Vergangenheit kaum zu übersehen. Denn neben der Bezeichnung des Geschäfts springt die Werbung für Trumpf-Schokolade ins Auge. In dieser überschneiden sich rassistische, sexualisierende und exotistische Elemente.

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Fundstück März 2022: "Verliererdenkmal" - Protestaktion gegen den 2. Golfkrieg

Fotografie: Eigenproduktion der Außenstelle des BLM /Landesstelle für Volkskunde, 1991; ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 92/1673

Krieg in Irak und Kuwait zwischen 1990 und 1991. Am 28. August wurde Kuwait durch den Irak annektiert. Ab dem 16. Januar 1991 begann eine Koalition, angeführt von den USA und legitimiert durch die Resolution 678 des UN-Sicherheitsrates, mit Kampfhandlungen zur Befreiung Kuwaits. In der Freiburger Innenstadt gab es dazu mehrere Protestaktionen, die mahnten, dass Krieg – mit Ausnahme der Rüstungsindustrie – nur Verlierer kennt.

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Fundstück Februar 2022: Skiwanderer an der Zastlerfront am Feldberg 1969/1970

Fotografie: Eugen Holdermann, Colorprint 30 x 27 cm; ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2014/359-7

Was aussieht wie eine Hochgebirgs-Skitour von Chamonix nach Zermatt, sind drei Skiwanderer am Feldberg zum Jahreswechsel 1969/70. Sie wandern entlang des oberen Bereichs des Zastler Lochs, an dem sich eine Wechte gebildet hat. Wechten (früher: Wächten) sind stark verdichtete Schneeablagerungen an Geländekanten im Mittel- oder Hochgebirge. Immer wieder gab und gibt es in diesem Bereich Lawinenabgänge, so dass eine solche Tour nur in Begleitung erfahrener Bergführer unternommen werden sollte.

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Fundstück Januar 2022: Winter im Engadin in Zuoz, 1911

Fotografie: Annemarie Brenzinger, Freiburg; Autochrome Glasplatte, 9 cm x 6,5 cm (doppelt verglast) ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 96/743

Blick in eine enge, schneebedeckte Straße in einem Dorf, wahrscheinlich in Zuoz. Im Bildvordergrund rechts liegt ein umgekippter großer hölzerner Transportschlitten auf einem Bretterhaufen neben einer Steinmauer. Links und rechts der Straße stehen Häuser, dahinter sind die schneebedeckten Berge zu sehen. Im Fluchtpunkt der Abbildung befindet sich ein typisches Engadiner Haus mit Erker und Sgraffiti. Der malerische Effekt der autochromen Fotografie ergibt sich durch die Körnchenstruktur der Farbemulsion.

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Fundstück Dezember 2021: Impfaktion für Frontneulinge im Ersten Weltkrieg, 1915

Fotografie: Julius Steinhäuser, Freiburg; Schwarzweißplanfilmnegativ 9 x 14 cm, ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2006/1733-108

Deutsche Soldaten beim Impfen in der Stellung Loivre in der Champagne am 17. August 1915. Wahrscheinlich handelt es sich um neu an der Front angekommene Soldaten, die Mehrzahl von ihnen ist sehr jung.

„3,8 Prozent der deutschen Soldaten in Belgien und Frankreich starben im Spätsommer 1914 an Wundstarrkrampf. Also etwa jeder 25. Mann. Allein in den ersten zwei Monaten starben so viele deutsche Soldaten an Wundstarrkrampf wie im gesamten Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Deshalb schickte der Feldsanitätschef Otto von Schjerning am 4. Oktober 1914 eine Empfehlung an die Lazarette, das erst seit wenigen Jahren verfügbare Tetanus-Antitoxin verletzten Soldaten vorbeugend zu verabreichen, also ohne Anzeichen einer Infektion“.

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Fundstück November 2021: Wurfbude auf einem Jahrmarkt in der Friedrich-Wilhelm-Straße in Berlin, 1969

Fotografie: Werner Stief, Berlin; Schwarzweißdia, Mittelformat; ©Badisches Landesmuseum, Inventarnummer: BA 2016/56-127

Drei hölzerne Frauenköpfe mit weit aufgesperrten Mündern sind an einer mit einem Tuch bespannten Trennwand befestigt. Dahinter befinden sich – bis zum Brustbereich sichtbar – vier männliche Figuren mit hölzernen Köpfen von denen jeder einen Zylinder trägt. Um herauszufinden, wie so eine Wurfbude funktioniert, ist das Internet hilfreich. Die Recherche ergab: Auf dem historischen Oktoberfest in München, der „Oidn Wiesn“ gab es 2017 und vielleicht noch heute die Ballwurfbude „Runter mit dem Zylinder“, die von der Familie Neumeier inzwischen in der 3. Generation betrieben wird. Ihr Großvater hatte die Wurfbude in den 1960er Jahren aus den alten Figuren von ca. 1910 und einer neuen Antriebswelle zusammengebaut. Seither steht sie jedes Jahr auf der „Wiesn“.

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