Aus geschlachtet

Faulerstraße 3-11

85 Jahre, von 1886-1970, befand sich der Freiburger Schlachthof am Ufer der Dreisam in der Faulerstraße. Hier prägte das Nebeneinander von Metallindustrie und Fleischverarbeitung mit direktem Zugang zu den Bahngleisen das Erscheinungsbild. Schornsteine, angeliefertes Vieh, Züge, und die metallverarbeitende Industrie sorgten für einen speziellen Geräuschpegel und Geruch. Diese Nachbarschaft war lange Zeit keine attraktive Wohngegend. Die meisten Gebäude mussten 1971 dem Autobahnzubringer weichen, der sich zwischen Dreisam und Faulerstraße gedrängt hat. Die ehemaligen Verwaltungshäuser des Schlachthofes wurden 1978 abgerissen. Heute erinnert nichts mehr an das damalige Ambiente. Auf dem Areal des ehemaligen Schlachthofs befindet sich der großzügig angelegte Faulerpark und ein Parkplatz. Lediglich am Gewerbebach, hinter der Bushaltestelle Faulerstraße, erinnert ein Becken an die frühere Nutzung. In der Rossschwemme wurden die ankommenden Tiere zum letzten Mal gewaschen.

Aktuelles Foto des Areals alter Schlachthof, Faulerstraße 3-11.
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Moderne Fleischverarbeitung vor den Toren der Stadt

1886 zog das städtische Schlachthaus von der Metzgerau in die Faulerstraße, wo für damalige Verhältnisse ein sehr modernes Gebäudeensemble entstanden war. Es wurde immer wieder erweitert und modernisiert, bedingt durch das kontinuierliche Anwachsen der Bevölkerung.

Die Nachfrage nach Fleisch (vor allem von Schweinen) stieg seitdem mehrfach sprunghaft an, so dass der Bedarf schon früh nicht mehr aus der Landwirtschaft des Umlands gedeckt werden konnte. Die Folge waren schon damals Tiertransporte über weite Strecken. 1922 wurde dafür ein Brückensteg als direkte Verbindung zwischen Bahnkörper und Schlachthof geschaffen.

Neben Kühlhallen, Stallungen und gesonderten Schlachträumen entstanden Garderoben, Geschäftsräume für Viehagenturen, ein Bankinstitut sowie Räume für Metzgereigenossenschaft und Fleischerinnung.

Vom Schlachthof zur überdachten Bundesstraße?

Abermals zeichnete sich ab, dass der Betrieb den Ansprüchen an moderne Schlachtung und strengere Hygienebedingungen nicht mehr gerecht werden konnte. Die Bevölkerungszahl Freiburgs war seit 1945 erneut stark gestiegen und nach den Notjahren war der Fleischhunger allgemein groß. Ende der 1950er Jahre standen erneut Umbauten und eine Erweiterung an, die jedoch nicht mehr zur Ausführung kamen. Denn 1963 wurde der Bau des Autobahnzubringers entlang der Dreisam konkreter und in der Folge zügig beschlossen. Da er große Teile des Schlachthofgeländes beanspruchte, entschloss man sich zu einem vollständigen Neubau im Industriegebiet in der Tullastraße. Mit seiner Eröffnung 1971 rückte die industrielle Tierverarbeitung weiter aus der Stadt und dem Bewusstsein der Konsument*innen.

Das freiwerdende städtische Areal gab zu Beginn der 1970er Jahre Anlass für noch viel umfassendere Pläne. Ihnen zufolge wäre das gesamte Dreieck zwischen Wilhelm-, Schnewlin- und Faulerstraße zugunsten einer großflächigen Stadtsanierung abgerissen worden. Für das ehemalige Schlachthof-Areal war damals eine überbaute Anschlussstelle zur B31 vorgesehen – ein repräsentativer Eingang ins neue Quartier mit bis zu 300 Wohnungen für Besserverdienende.

Spielplatz, Parkdeck, ... ?

Tatsächlich folgte nach dem Abriss 1971 eine lange Zeit der Brache. Das Gelände wurde zum Abstellplatz der Firma Mnich und zum wilden Parkplatz. Von den ehrgeizigen Plänen der Stadtverwaltung wurde nichts umgesetzt. Sie erwiesen sich als nicht finanzierbar und es fand auch in Freiburg eine allmähliche Abkehr von brachialen Stadtsanierungen mit der Abrissbirne statt. Außerdem wurden nach wie vor stadtnahe Parkplätze benötigt. 1978 wurden die noch bestehenden Verwaltungsgebäude des ehemaligen Schlachthofs abgerissen. Zwischenzeitlich waren dort 36 Studierende, ein autonomes Jugendzenrum und ein Vorläufer des Feministischen Zentrums (heute Faulerstr. 20) eingezogen.

Die Zukunft des Areals war auch in jüngerer Zeit immer wieder umstritten. 2007 sorgten Pläne, den Faulerpark samt Spielplatz zu überbauen, für Proteste. Auch für das Parkdeck gab es in den letzten Jahren Überlegungen Richtung Abriß und Überbauung. Zwischenzeitlich war dort ein Erweiterungsbau der Industrie- und Handelskammer im Gespräch. Der sanierungsbedür ftige Parkdeck wurde im vergangenen Jahr gesperrt und abgerissen. Wie sich dieser Bereich in Zukunft entwickelt ist wieder einmal offen.