Vom Villa-Garten zum Mietshaus-Ensemble

Faulerstraße 8

Sir George John Malcolm of Eskdale (1830-1884) war ein königlich-britischer Konteradmiral, der sich aus gesundheitlichen Gründen und aus Liebe zum Schwarzwald Mitte der 1860er Jahre in Freiburg niedergelassen hatte. Er kannte ihn vermutlich von seiner ersten Ehe mit Ottonie von Dungern (1841-1866), Tochter von Emil von Dungern und Dorothea von Biberstein [S. Station Wilhelmstr. 26]. 1867 erbaute er die Villa Eskdale vor den Toren der Stadt und heiratete 1876 erneut, diesmal die Gräfin Sophie von Brockdorff (1846-1927).

Villen dieser Art gab es damals mehrere am westlichen Stadtrand und auch diese verfügte über einen großen Garten nach Westen hin. Nach Georges Tode verkaufte Sophie von Brockdorff diesen Garten und gab ihn damit zur Bebauung frei.

Aktuelles Foto des Hauses Faulerstraße 8.
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Vom Textil- ins Baugeschäft

Käufer war F. W. Trescher, der eine florierende Textilhandlung in der Eisenbahnstraße betrieben hatte. Mitte der 1880 gab er den Betrieb auf und wechselte ins Immobiliengeschäft der wachsenden Stadt. Nach dem Verkauf seines Geschäftsgebäudes erbaute er in der Faulerstraße zwei Wohnblöcke mit den heutigen Hausnummern 4-8 bzw. 10-12. Diese Häuser verkaufte er zügig weiter. Nur die Nr. 12, in die er selbst einzog, blieb in seinem Besitz.

Mietwohnungen & Werkstätten

Das Gebäude Nr. 8 erwarb der Kaufmann Heinrich Erggelet, in dessen Familie es lange verblieb. Zwischen 1906 und 1969 gehörte es dem in Freiburg geborenen Ordinarius für Augenheilkunde an der Uniklinik Göttingen, Heinrich Erggelet (1883-1969). Mit Ausnahme seiner frühen Studienzeit hat er nie selbst in Freiburg gewohnt.

Im Hof befanden sich verschiedene Werkstätten wie Lackiererei oder Blechnerei. Einen Eindruck, wie sie früher ausgesehen haben könnten, ermöglicht heute noch ein Blick in den zur selben Zeit bebauten Hof zwischen Faulerstraße 12 und 12a.

Räume für Soziale Arbeit

Mit der Aufgabe vieler innerstädtischer Werkstätten in den Hof- und Seitengebäuden kamen neue Nutzungen. Bereits 1968 hatte in der Belfortstraße 57, nach dem Ende der Gaststätte Güterhalle, das Centro Italiano eröffnet. Es zeigte den Bedarf für die ab den 1950er Jahren gerufenen Arbeitskräfte nach Treffpunkten und Austausch.

Aus einen Projekt an der Pädagogischen Hochschule über die Situation migrantischer Kinder entstand 1976 die Ausländerinitiative Freiburg e.V. Sie verfolgte von Beginn an Sozialarbeit auf Augenhöhe und setzt sich gegen rassistische Diskriminierungen und für interkulturelle Kontakte ein. 1977 eröffnete sie das Internationale Ausländerzentrum in der Klarastraße und 1979 das Kinder- und Jugendzentrum in der Faulerstraße 8. Der leicht zugängliche Hof machte es für soziale Initiativen einfach, die alten Werkstattgebäude einer neuen Nutzung zuzuführen.

2004 benannte sich der Verein in Südwind um. Damit nahm er Abstand vom Begriff “Ausländer”, der eine Trennung von ‚heimischen‘ und ‚fremden‘ Menschen nahe legt, selbst wenn diese schon längst Teil der Stadtgesellschaft geworden waren. Das von ihm seit 1981 organisierte Fest in der Faulerstraße hat sich zu einem festen Ort der Begegnung im Quartier und darüber hinaus entwickelt und gehört zu den schönsten regelmäßig stattfindenden Feiern Freiburgs. Im zweiten Hofgebäude waren zunächst Zivildienstleistende der Arbeiterwohlfahrt untergebracht. Als deren Wohnungsbedarf zurück ging, zog 1991 die Jugend- und Drogenberatungsstelle DROBS der Drogenhilfe Freiburg ein.