Der Traum vom Konzerthaus

Konrad-Adenauer-Platz 1

Wird die Freiburger Innenstadt von der Autobahn oder dem Bahnhof aus erreicht, ist der eindrucksvolle Bau des Konzerthauses oft das Erste, was ins Auge fällt. Vor seiner Eröffnung 1996 war er Reizthema kommunalpolitischer Debatten und unter den Bürger*innen heftig umstritten. Doch seine Geschichte reicht viel weiter zurück.

Beim Luftangriff am Abend des 27. November 1944 wurde Freiburgs erste Festhalle (errichtet 1846-1854) am Stadtgarten vollständig zerstört. Im Zuge des Wiederaufbaus der Stadt kam der Wunsch nach einer zentralen und funktionellen Halle auf, in der Konzerte, Bürgerbegegnungen, Sportveranstaltungen, Kongresse und Ausstellungen stattfinden sollten. Die 1954 eröffnete Stadthalle am Messplatz hatte zwar Ersatz geschaffen, doch ihr Inneres erwies sich mit nur einem großen Saal als für viele Veranstaltungen wenig geeignet. Zudem entsprach die Lage im östlichen Bereich der Wiehre nicht dem Wunsch nach zentraler Erreichbarkeit einer (vor allem gen Westen) wachsenden Stadt.

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Planungen und Proteste

Ab 1976 wurden erste Standortuntersuchungen durchgeführt. Am Bahnhof, zwischen Bertold- und Sedanstraße, verfügte die Stadt über ein großes Areal. Der Krieg hatte auch die dortige Bebauung – unter anderem das ehemalige Hotel National zerstört. Seit 1958 residierte im nördlichen Bereich das französische Hotel Turenne. Ende der 1970er Jahre war diese Gegend für eine groß angelegte Überbauung des Bahnhofes als Verbindung zum Stühlinger im Gespräch gewesen. Hierhin verlagerten sich nun die Planungen für eine Kultur- und Tagungsstätte (KTS).

Gegen das Vorhaben formierte sich bald eine breite Protestbewegung. Sie bezog sich auf den Standort, die Finanzierung, die geplante Nutzung und die Sanierungsarbeiten im umliegenden Viertel. Die Parkplatzsituation und der Ausbau der Bahnhofsachse zu einer vierspurigen Verkehrsader waren weitere Bedenken. Neben der Kritik an einer späten Einbindung der Öffentlichkeit und fehlender Transparenz stand für viele die akute Wohnungsnot konträr zu einer befürchteten teuren Luxuseinrichtung.

Vielfältige Proteste und Demonstrationen begleiteten bereits die Planungsphase. Eine Bürgerinitiative erreichte 1988 einen Bürgerentscheid, bei dem sich eine deutliche Mehrheit gegen das Konzerthaus aussprach. Doch die damals er forderliche Gesamtzahl an Wahlbeteiligten wurde knapp ver fehlt. Die Proteste gingen auch nach der Grundsteinlegung im Jahr 1992 weiter. Partys und Aktionen auf dem Baugelände sorgten für Unruhe und Beschädigungen. Am 28. Juni 1996 wurde das Konzerthaus schließlich feierlich eröffnet und dem Betreiber, der Freiburger Wirtschaft und Touristik GmbH (heute FWTM) übergeben.

Ein Haus für alle?

Die Stadt wollte mit dem Konzerthaus ein Haus für alle schaffen und versprach sich eine positive Auswirkung auf die regionale Wirtschaft sowie einen Bedeutungsgewinn der Stadt als Oberzentrum. Die Kultur und Tagungsstätte sollte ein breit genutzter Veranstaltungsort werden und Raum für Musik-, Tagungs- und Bürgerschaftsveranstaltungen bieten. Im Programm finden sich dagegen vor allem Hochkultur: klassische Musik, Staatsballette, bekannte Comedians, Tagungen und Kongresse von großen Unternehmen und Organisationen. Auch das SWR Symphonieorchester Baden-Baden und Freiburg hatte von 1996 bis zu seiner Auflösung 2016 seinen Sitz im Konzerthaus. Dagegen waren Subkulturen, regionale Vereine und Initiativen sowie kleinere kulturelle Einrichtungen bisher kaum im Programm vertreten. Diese haben oft nicht die finanziellen Mittel, um Räume im Konzerthaus zu nutzen. Die Abkürzung KTS spielt darauf bis heute an. Sie wurde von Aktivist*innen des Autonomen Zentrums übernommen und in KulturTreff in Selbstverwaltung uminterpretiert.

Der Wandel der Umgebung

Der beschlossene Standort am Bahnhof war Teil einer umfassenden Erweiterung der Innenstadt und dessen kultureller Infrastruktur. Das Konzerthaus ergänzt die innerstädtischen Angebote von Universität, Stadttheater und anderen Einrichtungen und erweitert sie zum Bahnhof hin. Seine Planung war eingebettet in diese große Stadtumgestaltung. Die Neugestaltung des Omnibusbahnhofs (eröffnet 1995), der Umbau des Freiburger Bahnhofsareals (1997-2001) und der schrittweise Ausbau der Bahnhofsachse (1995-2012) waren weitere Bestandteile dieses Jahrhundertprojektes. Die Erweiterung der Innenstadt, dessen kultureller Eingang das Konzerthaus heute von Westen her bildet, wurde schließlich 2019 mit der Eröffnung der Stadtbahnlinie über den Rotteckring abgeschlossen.