Ein Name macht Quartier

ehemalige Fauler-Fabrik

Der Familienname Fauler ist im Quartier nicht zu übersehen. Ein Bad und eine Straße sind nach ihm benannt und ein Weg nach ihrer „Alten Gießerei“. Nachdem Philipp Anton Fauler (1781-1853) 1838 ein Eisenwerk in Falkensteig erworben hatte, wurde dessen Eisengießerei im Jahre 1864 nach Freiburg ausgelagert. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Betriebe bereits die beiden Söhne Eduard (1819-1882) und Hermann (1821-1882) Fauler übernommen. Bad und Straße tragen den Namen Eduards, der zwischen 1859 und 1871 auch Oberbürgermeister der Stadt Freiburg war.

Während der Betrieb in Falkensteig an Bedeutung verlor, wurde die Produktion in Freiburg um mechanische Werkstätten erweitert. 1869 beschäftigte die Firma dort 100 Arbeiter.

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Die Firma Ph. A. Fauler

Nördlich und östlich der Wilhelmstraße residierten auch Adel und Bürgertum. Im Kontrast dazu stand die Faulersche Fabrik für den anderen, industriellen Teil des Quartiers zwischen Dreisam und Bahnlinie. Das (früher deutlich höhere) Verkehrsaufkommen der diagonalen Wilhelmstraße (angelegt Ende der 1860er Jahre) zementierte diese Trennung noch lange.
Das Faulerwerk produzierte unter anderem Straßenlaternen, Wendeltreppen, Öfen, Parkbänke, Pumpen, Wasserräder und später auch Brücken und Aussichtstürme. Nach dem Tod der beiden Fauler-Brüder im Jahre 1882 blieb der Betrieb in der Familie, doch um 1910 geriet er in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Die Freiburger Produktion wurde 1913 geschlossen. Die nun anderweitig vermieteten Immobilien verblieben im Firmenbesitz Ph. A. Fauler, die noch lange ein Büro in der Wilhelmstraße unterhielt. Die ehemaligen Teile der Fabrik wurden fortan von verschiedenen Betrieben als Lager, Werkstätten oder Geschäftsräume übernommen. Auch nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Praxis von den Erben der Firma Fauler fortgeführt.

Neuordnung in der Quartierssanierung

Nach dem Zweiten Weltkrieg befanden sich auf dem ehemaligen Fabrikgelände eine Vielzahl von Firmen. 1965 waren dies unter anderem Betriebe für Metzgereibedarf, Landmaschinen, Autolackierung sowie eine Möbelschreinerei, ein Unternehmen für Funktechnik, eine Elektrogroßhandlung, ein Elektroingenieur, eine Pfandleihe und ein Taxiunternehmen.
Mit der Sanierung des Quartiers ab 1979 sollte sich diese Struktur grundlegend ändern. Die meisten Betriebe wurden in die westlichen Gewerbegebiete verlagert und die ehemaligen Fabrikgebäude abgebrochen. Nur eine KFZ-Werkstatt mit Autohaus konnte sich in neuen Gebäuden am alten Standort halten. Der Wegzug von (störendem) Gewerbe ermöglichte eine an Wohnbedür fnissen orientierte Umnutzung. Neue Betriebe sind vor allem im Bereich Dienstleistung tätig.
Die Straße im Grün er fuhr eine Verlängerung bis zur Faulerstraße und die neue Bebauung orientierte sich an der Verkehrsführung entlang der Straßen. Viele der neu erbauten Häuser wurden für die autogerechte Stadt mit Tiefgaragen ausgestattet. An der Ecke Faulerstraße / Im Grün hielt eine Seniorenwohnanlage Einzug.

Werkswohnungen

Die Häuser für die Arbeiter der Fabrik in der Gretherstraße wurden um 1870 erbaut und stehen seit 1982 unter Denkmalschutz. Dies bewahrte das Ensemble vor dem Abriss im Zuge der Quartierssanierung. Heute sind diese Gebäude die letzten baulichen Zeugnisse der Fabrik.

Nach deren Ende wurden auch sie zunächst von den Fauler-Erben weiter vermietet. Im Zuge der Neuordnung durch die Sanierung verkauften die Fauler-Erben ihre Immobilien. Die neue Eigentümerin der Arbeiterhäuser kündigte 1988 ihren Mieter*innen und ließ die letzten von ihnen 1989 gewaltsam von der Polizei räumen. 1992 wurden die mit öffentlichen Fördermitteln sanierten Häuser Teil einer Altenwohnanlage. Sie sollte es betagten Bewohner*innen des Viertels ermöglichen, trotz sanierungsbedingter Verdrängung aus ihren ehemaligen Wohnungen in ihrem angestammten Quartier zu bleiben. Seit 2014 werden frei werdende Wohnungen jedoch nicht mehr in diesem Sinne vermietet. So wurden die Fauler Arbeiterhäuser zu einem Musterbeispiel für Verdrängung der eingesessenen ärmeren Bevölkerung durch Aufwertung und steigende Mieten.