„Die unterschiedlichen Auffassungen von Strafe und Schuld im rechtsstaatlichen und im theologischen Sinn treffen aufeinander.“ 1

Ina Lukas

 Arbeiten am Rand der Gesellschaft

Über den Umgang mit Strafe und Schuld in der Gefängnisseelsorge

Bei straffällig gewordenen Menschen ist Schuld ein wichtiges Thema – vor Gericht wird das Strafmaß an der Schwere der Schuld gemessen, die Zeit im Gefängnis soll neben dem Ableisten der Strafe einer Aufarbeitung der Schuld dienen, um eine Resozialisierung zu ermöglichen. Resozialisierung meint hier die Wiedereingliederung des Menschen in die Gesellschaft, von der er*sie durch die Zeit in Haft getrennt wurde. Hierfür können die Gefangenen die Hilfe eines*einer Seelsorger*in in Anspruch nehmen. Seelsorger*innen möchten Gefangenen dabei helfen, sich mit ihrer Tat, als auch mit Fragen nach Schuld und Strafe auseinanderzusetzen. Dabei nehmen sie eine theologische Perspektive ein, die jedoch keine religiöse Sozialisation des Gegenübers voraussetzt.

Der Artikel beleuchtet die unterschiedlichen Auffassungen von Strafe und Schuld im Kontext der Gefängnisseelsorge und zeichnet deren Bedeutung am Beispiel der Arbeit eines Gefängnispfarrers nach. Um dies zu erforschen, wurde ein Interview mit einem evangelischen Gefängnispfarrer geführt. Dieser berichtete darüber, wie sein Umgang mit den Gefangenen abläuft, welche Rolle die Öffentlichkeitsarbeit spielt und welche Herausforderungen das Arbeiten in der Institution Gefängnis mit sich bringt. Anhand dieses Interviews sowie weiterer Quellenanalyse entstand ein vielseitiges Bild, welches die Arbeit mit Menschen am Rand der Gesellschaft aufzeigt und die Relevanz der Gefangenenseelsorge für eine Gesellschaft nachvollziehbar macht.

Lukas, Ina: Arbeiten am Rand der Gesellschaft: Über den Umgang mit Strafe und Schuld in der Gefängnisseelsorge. In: Sieferle, Barbara (Hg.): Strafen. Kulturanthropologische Perspektiven (= Freiburger Studien zur Kulturanthropologie, 5). Münster 2021, S.144-155, S.151.

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