Kitsch oder Kunst?

Zur Metamorphose der Volkskunst

Ist das Kunst oder einfach nur kitschig? Warum nicht beides? Dieses aus dem 19. Jahrhundert stammende Andachtsbild aus der Sammlung des LUI erscheint uns kitschig, aber heute eignen sich Künstler*innen den Kitschbegriff bewusst an. Auf der „Met Gala“ im Metropolitan Art Museum in New York machten 2019 US-amerikanische Mode-Ikonen Kitsch zu „High Fashion“. Und im deutschsprachigen Raum texten Künstler, wie die Band Bilderbuch in ihrem Song „Kitsch“: „Ich war nie rich aber cool mit Kitsch“. In der Volkskunstforschung wurde die industriell hergestellte Kunst der Massen als „Kitsch“ bezeichnet und damit als Kontrast zur „richtigen“, „moralisch wertvollen“ und „organisch“ gewachsenen Volkskunst gesetzt. Mit dem Paradigmenwechsel der EKW wurde der elitäre Geschmacksdiskurs und Wertbegriff in der Volkskunst- und Wandschmuckforschung überwunden. Am LUI wird Kitsch als materialisiertes Versprechen verstanden, wonach alle in der Gesellschaft an Kunst teilhaben können.

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